In Memoriam Karl Baumgartner (1948-2014). Am 18. März jährt sich zum ersten Mal Baumis allzu früher Tod. Die Bozner Filmtage gedenken seiner mit einer Filmschau

Es war, wie die Presse berichtete, eine Sternstunde auf der Berlinale 2014: Karl Baumgartner, den alle „Baumi“ nennen im internationalen Autorenfilmgeschäft, wurde mit der „Berlinale Kamera“ geehrt:
Das Cinemaxx ist rappelvoll mit Freunden aus aller Welt. Alle im Saal wissen, der Jubilar ist schwer krank – der Mann, der da vorne mit schütterer Stimme nur beiläufig sagt, es gehe ihm zurzeit nicht so besonders. Und dann hebt eine Veranstaltung von umwerfend entschiedener Fröhlichkeit an. Laudator Aki Kaurismäki vermeldet in stocknüchternem Ernst, der neben ihm stehende „Gentleman“ sei ein gefürchteter Pokerspieler und im Übrigen „the best of the best“.
(Jan Schulz-Ojala im Tagesspiegel)

The best of the best, „Baumi“, ist der am 3. Januar 1948 in Bruneck geborene und am 18. März 2014 in Frankfurt am Main nach schwerer Krankheit verstorbene Karl Baumgartner, der Produzent, der Filmliebhaber, der Regisseursfreund, der unermüdlich freundliche Entdecker und Behüter der wirklich Großen des Kinos, heißen sie Kaurismäki oder Kusturica, Jim Jarmusch oder Lars von Trier.

Er war Kinobetreiber in Frankfurt am Main, 1982 Gründer des Filmverleihs Pandora, eines der wichtigsten Filmverleih-Unternehmen für das deutsche Arthouse-Kino und entdeckte Filmemacher wie Jim Jarmusch, Aki Kaurismäki, Sally Potter, Kim Ki Duk und Jane Campion. Mit deren Film „Das Piano“ landete Pandora 1993 den ersten großen Erfolg. Eine Goldene Palme in Cannes gab es schließlich auch 1995 für Emir Kusturicas „Underground“, für den Pandora unter die Produktionsfirmen ging und sich mit diesem ersten großen Projekt zunächst fast ruinierte. Baumgartner produzierte auch Aki Kaurismäkis „Le Havre“ und brachte Emir Kusturicas „Super 8 Stories“ auf die Berlinale. 2003 gründete er zusammen mit Thanassis Karathanos die Produktionsfirma Pallas Film in Halle, die sich auf osteuropäische Filme spezialisierte.

„Seine Liebe zum Film hatte etwas derart Unbedingtes, dass sich dem wohl kaum jemand, der mit ihm zu tun hatte, je entziehen konnte.“ (Thomas Schmid) Von dieser seiner Leidenschaft für den Film profitierte nicht zuletzt die Südtiroler Filmszene. Bei den 23. Bozner Filmtagen 2009 hat er als Jurymitglied den Preis des Landes Südtirol mitvergeben und stand dem Filmclub häufig mit gutem Rat und guten Verbindungen zur Seite. Er stand bei der Schaffung des Filmfonds Südtirol und der Produktionsfirma Echo Film in Bozen Pate und ist Ehrenmitglied der FAS, des Filmverbands Südtirol.

Zu sehen sein werden bei den 29. Bozner Filmtagen die beiden von Karl Baumgartner produzierten Kultfilme Underground (Frankreich/Deutschland/Ungarn, 1995, 170 Minuten, Regie: Emir Kusturica) und Luna Papa (Russland/Deutschland/Frankreich/Österreich/Schweiz, 1999, 109 Minuten, Regie: Bahtiyar Chudojnasarow) sowie sein letzter produzierter Film Die Wolken von Sils Maria (Frankreich/Schweiz/Deutschland, 2014, 124 Minuten, Regie: Olivier Assayas)