Die Spielfilme im Wettbewerb um den Preis des Landes Südtirol

Pubertäre und andere Sinn- und Identitätskrisen, Begegnungen im Schnee, mit dem IPod und mit Gott, Neonazismus und Jungfrauenschwüre: dies der Stoff, aus dem die 7 Spielfilme im Wettbewerb bei den Bozner Filmtagen 2015 gemacht sind

Vielseitig und bunt sind auch in diesem Jahr die Themen und Inhalte der sieben Spielfilme im Wettbewerb um den Preis des Landes Südtirol für den besten Spielfilm. Für die Spielfilmjury konnten in diesem Jahr die Schauspielerin Eva Mattes, der Festivalexperte Nikolaj Nikitin und der Drehbuchautor Oliver Rauch gewonnen werden.

Der diesjährige Schweizer Beitrag ist Chrieg in der Regie und nach dem Drehbuch von Simon Jaquemet. Darin wird die Geschichte einer Gruppe gewalttätiger Jugendlicher erzählt, die zur Therapie in die Abgeschiedenheit einer Alm geschickt werden und hier, völlig auf sich selbst gestellt, erst allmählich lernen müssen, ihre Gewaltbereitschaft sich selbst und den Erwachsenen gegenüber, zu kanalisieren.

Von jugendlicher Randale erzählt auch der Film Wir sind jung, wie sind stark von Burhan Qurbani, der die Ereignisse vom 24. August 1992, als es in Rostock zu blutigen Ausschreitungen gegen Ausländer und gegen die Polizei kam und dies nach der Wende zum Erstarken neonazistischer Manifestationen in ganz Deutschland führte, aus der Perspektive einzelner Jugendlicher einer trostlosen Wohnsiedlung in Rostock-Lichtenhagen beleuchtet.

Ebenfalls aus Deutschland kommt der Film Hedi Schneider steckt fest von Sonja Heiss, in dem die plötzlichen psychischen Probleme einer jungen Frau und Mutter die zunächst noch so innig vereinte Familie auf eine harte Zerreisprobe stellen. Eine gemeinsame Reise nach Norwegen soll das gestörte familiäre Gleichgewicht wieder ins Lot bringen, was nicht ohne Turbulenzen abgeht.

Auch in Superwelt, dem nach „Atmen“ zweiten Spielfilm des vor allem als Schauspieler bekannten Karl Markovics bricht eine Frau mit den Gewohnheiten von Familie, Ehe und Beruf und stürzt nicht nur sich selbst in eine existentielle Sinnkrise. Das Ereignis, das das Leben von Gabi Kovanda, einer Supermarktangestellten aus der österreichischen Provinz schlagartig verändern wird, ist die plötzliche Begegnung mit Gott.

Ebenfalls aus Österreich der Beitrag Ma folie der jungen Regisseurin Andrina Mracnikar. In Ma folie driftet das Liebesglück eines Paares zusehends in die Abgründe von Eifersucht und Stocking und mit seinem Sujet verändert sich auch das Filmgenre von einer romantischen Lovestory zu einem vielschichtigen Psychothriller, in dem die Grenzen zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung, Vertrauen und Misstrauen, Realität und Illusion, Wahrheit und Lüge verschwimmen.

Deutlich stiller und weniger schrill die zufällige Begegnung zwischen einem Mann, der möglicherweise dem Versteck der Beute eines Raubüberfalls hinterher ist, und einer dunkelhäutigen Frau im Film Neve von Stefano Incerti. Die Geschichte und das Verhältnis seiner beiden Protagonisten bleiben in diesem Film, gedreht in einer tiefverschneiten Berggegend Mittelitaliens, rätselhaft und unausgesprochen, wie auch das Genre des Films sich nicht festlegen will und zwischen Road Movie, Western und Film Noir changiert.

Der zweite Beitrag aus Italien, der Debütfilm Vergine Giurata von Laura Bispuri, begleitet eine junge Frau (Alba Rohrwacher) auf einer schwierigen und schmerzhaften Odyssee fort aus der archaischen Bergwelt Albaniens in das moderne Leben einer italienischen Großstadt. Der Film erzählt die Geschichte einer Frau, die ihre Geschlechtlichkeit neu entdeckt, nachdem sie zunächst dem traditionellen albanischen Recht, dem Kanun, folgend den Schwur ewiger Jungfäulichkeit abgelegt hatte.